Ausfallende Haare bis hin zur „Chemoglatze“ sind für viele Krebspatienten ein Schreckgespenst. Der „Haarpraktikter“ Michael Rogall hat mit seinem Wissen schon vielen Betroffenen in dieser schweren Zeit zu neuem Selbstbewusstsein verholfen.

Haare sind eine Verlängerung des Stoffwechsels. Was in den Körper hinein kommt, wird auch über die Haare wieder ausgeschieden. Stoffe, die den Körper aufbauen (Vitamine, Mineralien), beziehungsweise schädigen (Umweltgifte, Medikamente etc.), wirken sich unmittelbar auf die Haarstruktur aus. Die Chemotherapie bedeutet eine starke Zellschädigung, so dass Haare oft ausfallen. Ich rate jeder Betroffenen, mutig durch diese besondere Zeit hindurch zu gehen. Verstehen Sie Haare als etwas Temporäres. Diese haben grundsätzlich ihren eigenen Zyklus, sie kommen und gehen. Haare und Frisuren sind ein sehr starkes Ausdrucksmedium. Sich einmal mit kurzen Haaren zu erleben, egal ob Mann oder Frau, ist immer spannend für die Persönlichkeitsentwicklung. Warum also nicht auch mal mit einer Glatze? Verstehen Sie diesen Prozess genauso temporär. Die Haare kommen ganz sicher wieder und damit ein neues Ich.

Glatze: Reduktion aufs Wesentliche
In meiner Behandlung frage ich zu anfangs, wie sich die Kundin selber sieht. Gibt es eine Vorstellung oder gar Panik wegen der kommenden Glatze, oder betrachtet sie das eher „cool“? Wenn sie eine Glatze akzeptieren kann, rate ich schon sehr früh, die Haare sehr kurz abzuschneiden. Denn während der Chemotherapie sich ständig lange Haare auszuziehen wird als viel traumatischer erlebt als eine Glatze zu zeigen. Eine Glatze zur Schau getragen wirkt dagegen sehr selbstbewusst. Auch erleben viele Frauen diese Phase der „Reduktion aufs Wesentliche“ als eine spannende Zeit, sich neu zu entdecken.

Perücke: Schutz vor „dummen“ Fragen
Wer hingegen Haare und Frisur behalten möchte, braucht dementsprechend eine gut gemachte Perücke. In diesem Fall schicke ich die Kundinnen vor Beginn der Therapie zu einem Perückenmacher. Hier können sie ihre bestehende Frisur zeigen und können auch noch ein paar Photos von sich mitbringen. Der Perückenmacher kann so eine exakte Kopie der bestehenden Frisur erstellen und die Umwelt (Freunde, Job, Familie) behalten so den Eindruck der ihnen bekannten Person. Wenn diese Perücke nahezu identisch ist mit der jetzigen Frisur, fällt das niemandem auf und es werden auch keine „dummen“ Fragen gestellt. Das gibt der Trägerin ein gutes, ruhiges Gefühl während dieser sehr zehrenden Phase. Denn schließlich gibt es genug anderes, worüber man ins Nachdenken kommt.
Bis nach der Chemotherapie Haare zu sehen sind, dauert es etwas. Es kann sein, dass die Haare sogar am Anfang grauer oder farbloser wirken, doch das ändert sich bald. Auch fühlt sich oft die erste nachwachsende Struktur von rund 3-5 cm etwas anders an, z.B. trockener, härter, stumpfer oder dünner. Doch auch das gibt sich mit der Zeit, wenn die „chemischen“ Reste aus dem Körper geschieden sind. Jedoch kenne ich auch sehr positive Haarergebnisse nach einer überstandenen Chemotherapie. Zum Beispiel, dass Haare dicker und farbtiefer nachwachsen. Aus bisher glatten Haarstrukturen werden plötzlich sanfte Wellen. Das ganze Haar wirkt solider als vor der Krebserkrankung.

Lust auf Styling
Ich verstehe total, wenn die Haare denn dann endlich wieder nachwachsen, dass die Frau für ihre langsam rückzugewinnende Weiblichkeit wieder mit Frisuren und Styling spielen möchte. Auch kann sie ihren Typ nun, bis die Haare wieder lang sind, über viele Frisuren neu entdecken. Dass man da gleich gerne in den Haarfärbetopf greifen möchte, verstehe ich auch total. Jedoch ist die Kopfhaut auch ein Entgiftungsorgan und somit sehr aufnahmefähig für Stoffe von außen.

Natürliche statt chemische Haarfarben
Chemische Haarfarben dringen durch die aufquellenden Oxidationsmittel nicht nur in die Haare, sondern auch in die Kopfhaut. Über die Blutgefäße wird diese Farbe dann abtransportiert und kann sich in den Schleimhäuten, zum Beispiel in der Gebärmutter ablagern. Das birgt dann das nächste schlummernde Krebsrisiko. Seit ich vor mehr als 20 Jahren in der Zeitschrift Ökotest gelesen habe, dass Frauen, die sich über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren regelmäßig die Haare mit oxidativer Haarfarbe färbten, ein fünffach höheres Brustkrebsrisiko hatten als diejenigen Frauen, die keine oxidativen Haarfarben benutzten, habe ich als Haarpraktiker konsequent auf natürliche Haarfarben umgestellt. Auch wenn Experten mittlerweile davon ausgehen, dass aufgrund des Verbots einer ganzen Reihe problematischer Substanzen, bei chemischen Haarfärbemitteln kein Krebsrisiko mehr besteht, rate ich immer, chemische Haarfarben zu meiden oder zumindestens nie mit der Kopfhaut in Kontakt zu bringen. Entweder man macht nur helle oder dunkle chemische Strähnen oder man geht gleich in die natur- und gesundheitsschonende Pflanzenhaarfarbe über. Bei diesen reinen Naturfarben behalten Sie immer ein gutes Gewissen. Die Kräftigung sowie der Glanz der Haare sind einfach bestechend. Die Möglichkeiten und auch die richtige Anwendung dieser Naturhaarfarben sind in meinem Buch „Haarsprechstunde“ sehr genau beschrieben. Selbst viele Friseure wissen nichts von den Möglichkeiten, die gesunde Pflanzenfarben bieten. Es war mir deshalb ein besonderes Anliegen, diesen Ratgeber für Verbraucher und Friseure zu schreiben, denn die gängige Kosmetikbranche hält sich wohlweislich mit Informationen über krankmachende Inhaltsstoffe zurück. QC30E02

Tipps für die Zeit nach der Chemotherapie

Nach der Chemotherapie ist Geduld ganz wichtig, denn die Haarwurzeln produzieren vom Nullpunkt an neues Haar. Bis Haare zu sehen sind und eine entsprechende Länge haben, um sie frisieren zu können, dauert das etwas. Kopfhautdurchblutung ist dabei das Stichwort!

Buerste weichAuch wenn die Kopfhaut noch blank ist, starten Sie das Kopfhaut bürsten mit einer weichen Naturbürste. Wenn die ersten Haare zu sehen sind, gehen Sie zu einer festeren Haarbürste über. Bürsten Sie jeden Tag morgens und abends die Kopfhaut. Damit unterstützen Sie den Körper, Gifte über die Kopfhaut und die Lymphgefäße auszuscheiden. Der sich bildende Säureschutzmantel wird durch das Bürsten über die Kopfhaut und in die Haare verteilt und erhöht deren Glanz. Auch regen Sie dadurch das Zellwachstum an und der Haarwuchs beschleunigt sich. Das gilt grundsätzlich für jeden Menschen. Im Falle einer Krebserkrankung sollte die Entgiftung naturheilkundlich beschleunigt und zusätzlich eine Darmsanierung begonnen werden.
Für das Bürsten der Kopfhaut empfiehlt Michael Rogall eine weiche Haarbürste aus Wildschweinborsten. Die Wildschweinborsten dieser Bürste nehmen Ausscheidungen auf und transportieren sie ab.

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