Vielfalt statt Einfalt

Als Vater und Opa kann ich beim Thema Genmais nicht untätig wegschauen. Ich richtete einen „Dringenden Hilferuf“ an unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel, an Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel, an Umweltministerin Barbara Hendricks und andere politische Persönlichkeiten. „Bitte sorgen Sie für ein klares Nein in Brüssel bei der Abstimmung über die neue Gentechnik-Maissorte 1507″, lautete mein Ansinnen. Doch leider hat der Appell vorerst nicht gefruchtet: Die in Brüssel versammelten EU-Minister haben durch die Enthaltung Deutschlands den Anbau der neuen Genmaissorte nicht verhindert. Das ist ein Schlag ins Gesicht der europäischen Verbraucher!
Denn der Mais ist gentechnisch so verändert, dass er ein Insektengift produziert und gegen das Totalherbizid Glufosinat resistent ist. Die EU-Kommission und die keineswegs unabhängige Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (European Food Safety Authority/EFSA) wollen den Mais zulassen, obwohl Glufosinat in der EU ab 2017 nicht mehr genutzt werden darf, weil es fruchtbarkeitsschädigend und krebserregend ist. Das hat erst jüngst wieder das Umweltinstitut München festgestellt. In den USA droht inzwischen eine Agrarkrise durch resistente „Superun-kräuter“ – offenbar mitverursacht durch den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen. Und nicht zuletzt warnte auch der US-Immunologe Dr. David Schubert vom rennomierten Salk-Institut für Biologische Studien in San Diego nun die Regierung in Mexiko vor Gesundheitsschäden durch Genmais. Dr. Schubert erwähnte, dass die US-Umweltschutzbehörde EPA ausgiebige Sicherheitstests mit genveränderten sogenannten Bt-Pflanzen empfohlen habe. Doch aufgrund des Fehlens von entsprechenden Gesetzen geschah dies nie!
Der Münchner Biotechnologe und langjährige Greenpeace-Mitarbeiter Dr. Christoph Then prangert darüber beim Gentechnik-Mais 1507 eine „Irreführung bei Daten für die Zulassung“ an. EFSA und Industrie verschleierten die tatsächliche Konzentration des Insektengifts in den Pflanzen. Die neueste Metaanalyse zeige: Die Daten seien nicht ausreichend für die Zulassung.

Im vergangenen Sommer hatte ich die Gelegenheit, an einer Studienreise nach Peru teilzunehmen – ein Land, das den Gentechnikanbau verboten hat. Die verheerenden Auswirkungen des gentechnischen Anbaus in Brasilien und Argentinien mit riesigen Monokulturen und Superun-kräutern wirken auf die Politiker in Peru offenbar abschreckend. Die deutschen Bundesminister indes fanden bis jetzt keinen Anlass, auf meine Bitten und Fakten zu antworten.

Werte Leserinnen und Leser, bitte sprechen Sie mit „Ihrem“ Landtags-, Bundestags- und Europa-Abgeordneten. Es geht um die Bewahrung der Schöpfung, um die Bewahrung von „Vielfalt statt Einfalt“. 88 Prozent der Deutschen wollen nach einer neueren Befragung keine Gentechnik zum Essen. Es wäre schlimm, wenn es wirklich stimmen würde, was die „Süddeutsche Zeitung“ mit Blick auf Europas Politiker schrieb: „Genmais – Volkes Wille? Uns doch egal.“

Georg Sedlmaier ist Lebensmittelkaufmann und Gründer der Interessengemeinschaft für gesunde Lebensmittel (IG FÜR) www.ig-fuer.de

Er ist Herausgeber des Buches „Vielfalt statt Einfalt“.

QC32L16

Weitere Herzensthemen

Margot Esser-Greineder: Heilkraft der Natur in Sacred Plants

Elisabeth Menzel: Grüne Smoothies in aller Munde

Martin Abfalter: Lebensmittel oder LEBENSmittel?

Susanne Horn: Ökolandbau schützt das Trinkwasser