Auf den ersten Blick erschließt sich nicht wirklich, was eine Erfindung, Meeresalgen und der Lachs gemeinsam haben. Die Lösung lautet: Omega-3-Fettsäuren. Dem deutschen Chemiekonzern Evonik und der niederländischen Firma DSM ist es in einer gemeinsamen Innovation gelungen, Omega-3-Fettsäuren, die es eigentlich so nur in Fischen gibt, auf Basis einer Alge herzustellen. Oder auf einen kurzen Nenner gebracht: Algenöl ersetzt Fischöl.

Omega-3-Fettsäuren

Für eine gesunde und ausgewogene Ernährung bei Mensch und Tier sind Omega-3-Fettsäuren unabdingbar. Da sie nicht vom Körper selbst produziert werden können, müssen Omega-3-Fettsäuren mit der Nahrung oder über Nahrungsergänzungsmittel aufgenommen werden. Wie wichtig die Omega-3-Fettsäuren sind, zu denen auch Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) gehören, zeigen zahlreiche Studien. Eine ausreichende Menge der Fettsäuren unterstützen die Gesundheit von Gehirn, Augen und Herz bei Mensch und Tier.

Der Lachs und das Fischöl

Nicht von ungefähr wird deshalb empfohlen, zweimal pro Woche Fisch oder Meeresfrüchte zu essen, da dadurch das Herzinfarktrisiko erheblich gesenkt werden kann. Hier kommt nun der Lachs ins Spiel. Damit Zuchtlachse genügend Omega-3-Fettsäuren enthalten, werden sie auch mit Fischöl gefüttert. Der große Nachteil: der hohe Verbrauch von Wildfisch zur Herstellung von Fischmehl und Fischöl. Jedes Jahr werden rund 2,72 Millionen Tonnen Wildfisch dafür eingesetzt. Um es anschaulicher zu machen; um ein Kilo Lachs zu züchten benötigt man 2,6 Kilogramm Wildfisch.

Nachhaltigkeit in der Aquakultur

Vor diesem Hintergrund versteht man, warum die Erfindung eines auf Algen basierenden Ersatzöls einen großen Fortschritt für den nachhaltigen Schutz der Ressourcen im Meer darstellt. Denn der Zwang immer mehr Fische zu fangen, nur um sie zu Fischöl für die Lachszucht zu verarbeiten, entfällt. Auch von Greenpeace kommt Lob. Meeres-Expertin Sandra Schöttner meint: „Die Gewinnung von Omega-3-Fettsäuren aus Meeresalgen kann durchaus dazu beitragen, überfischte Speisefischbestände zu schonen.“ Aus Sicht von Evonik und DMS wird mit dem Algenöl erstmals die Vision realistisch, Lachs in der Aquakultur ohne den Einsatz von Ressourcen auf Fischbasis zu züchten. Durch das hochkonzentrierte Algenöl, das die beiden essentiellen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA enthält, könnte das „Fish-in-fish-out“ – Verhältnis in Zukunft erheblich gesenkt werden. Die Aquakultur könnte damit nachhaltig wachsen.

Weitere Anwendungen möglich

Das natürliche Meeresalgenöl kann bei der Futtermittelherstellung in der gleichen Art eingesetzt werden wie Fischöl. Auch in der Haustiernahrung bräuchte man damit in Zukunft kein Fischöl mehr einzusetzen. Zahlreiche Anwendungen für weitere Meeres-und Landtiere sind schon angedacht.

Doch es wird noch etwas dauern, bis das Ersatzöl im großen Stil hergestellt werden kann. Das eigens für die Produktion gegründeten Joint Venture „Veramaris“ soll eine große Produktionsanlage in den USA betreiben. Der Produktionsstart ist für 2019 geplant. Bereits jetzt kann das Algenöl aber in nennenswerten Mengen bezogen werden.

http://corporate.evonik.de/de/pages/article.aspx?articleId=647

Quelle-Foto:  © DSM; Salmon underwater: Ein Schwarm Atlantischer Lachse in einer Aquakultur