Frische und vollständige Lebensmittel sind der erste Schritt zu perfekter Gesundheit. Was wir beim Essen tun und lassen sollten. Von Andrea Tichy.

Es sind nur eine Handvoll Zutaten, um daraus einen gesunden Menschen zu formen, weiß der amerikanische Gesundheits-Guru und Bestseller-Autor Mark Hyman aus Erfahrung. Als da wären: Echtes, vollständiges, frisches Essen, Vitamine und Mineralstoffe, Wasser, Licht, Luft, Schlaf, Bewegung, Rhythmus, Liebe, Beziehungen, Sinn im Leben.
Während wir nicht alle Faktoren gleichermaßen beeinflussen können, steht es uns frei, mit dem Naheliegendsten zu beginnen: mit unserer Ernährung. Denn darin liegt einiges im Argen, wie die erschreckende Zunahme von Übergewicht, Diabetes und anderen Zivilisationskrankheiten belegt. Und das liegt nicht unbedingt an der mangelnden Willensstärke von dicken Menschen. Sie geraten durch die vermeintlichen Errungenschaften des modernen Lebensstils in einen Teufelskreis. So konnte die Wissenschaft mittlerweile belegen, dass industriell gefertigtes Essen mit viel Zucker, Fett und Salz süchtig machen kann. PET-Scans zeigen, dass Essen mit einem hohen Zucker- und hohen Fett-anteil im Gehirn ähnlich wirkt wie die Rauschgifte Heroin, Opium oder Morphium.

Gefahr durch Softdrinks
Eine der größten Gefahren in unserer Ernährung ist flüssiger Zucker. Mit Zucker gesüßte Getränke sind deshalb so risikoreich für uns, weil diese leeren Kalorien nicht satt machen und nicht als Nahrung empfunden werden. Wer täglich zusätzlich zu seinem Essen 174 Kalorien über Softdrinks zu sich nimmt – das entspricht einem halben Liter Cola –, der legt innerhalb eines Jahres neun Kilos zu.

Gluten-Unverträglichkeit: Eine Folge von „Frankenfood“
Gluten-Unverträglichkeit ist im Vormarsch: Eine Studie mit Blutproben von jeweils 10 000 Soldaten der amerikanischen Air Force hat ergeben, dass sich die Erkrankungsraten von Zöliakie – einer entzündlichen Krankheit der Darmschleimhaut – in den vergangenen 50 Jahren um 400 Prozent erhöht hat. Mark Hyman führt diese Entwicklung auf Hybrid-Züchtungen von Weizen zurück, die den Typ und die Qualität der in den Weizen enthaltenen Proteine und Stärken verändert und zu einem wesentlich höheren Gehalt an Gluten geführt haben. Wird das im Getreide vorhandene Gluten mit Wasser gemischt, wie etwa bei der Teigherstellung, dann entsteht daraus Klebereiweiß, das für die Backeigenschaften eines Mehls von zentraler Bedeutung ist, da es den Teig zusammenhält. Bestandteile des Glutens können jedoch bei Menschen mit entsprechender Veranlagung zu Glutensensitivität beziehungsweise Zöliakie führen. „Unser Brot ist nicht mehr das, was es war. Es ist mehr ‚Frankenfood‘ (siehe Beitrag Essen ist Information), ein Nebenprodukt der industriellen Landwirtschaft“, klagt Hyman. Auch wenn sich seine Beobachtungen auf die amerikanische Ernährungslandschaft beziehen, so ist auch hierzulande eine deutliche Steigerung von Gluten-Unverträglichkeit zu verzeichnen.
Während in den USA gentechnisch veränderte Lebensmittel, wie etwa Soja oder Mais auf breiter Front auf dem Vormarsch sind, setzen sich in Europa Organisationen wie Slow Food oder Unternehmen wie Rapunzel vehement gegen gentechnisch veränderte Nahrungsmittel ein. Große Zustimmung finden die Gentechnik-Gegner dabei von Seiten der Verbraucher. Auch die im Jahr 2008 eingeführte Kennzeichnungspflicht hält die Hersteller hierzulande davon ab, gentechnisch hergestellte Organismen gezielt einzusetzen. Dennoch ist die Gefahr dadurch nicht gebannt: „Je stärker ein Produkt verarbeitet ist, um so größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Bestandteile transgener Organismen enthalten sind“, so das Umweltinstitut München.

Eigeninitiative beim Essen
Gegen diese Entwicklung können sich die Verbraucher letztlich nur duch Eigeninitiative stemmen: indem sie frische Zutaten ganz bewusst einkaufen und diese selbst verarbeiten. „Rund drei Pfund Zusatzstoffe nimmt der Verbraucher hierzulande durch industriell verarbeitete Lebensmittel zu sich“, sagt Dr. med. Artur Wölfel in seinem Vortrag „Ernährung und Krebs“ bei der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr. Für den Oberarzt am Krankenhaus für Naturheilweisen in München ist die Ernährung ein wirkungsvolles Instrument, um Krebs vorzubeugen. „Zu viel, zu fett, zu salzig, zu süß“, fasst er die unheilvolle Ernährungsformel zusammen, die uns hierzulande ernährungsbedingte Krankheitskosten von rund 70 Milliarden Euro beschert.

Vegetarier leben länger
Dabei geht es auch anders. Der Weg zu gesunder Ernährung ist für Dr. Wölfel eine „Vollwerternährung, vorwiegend lacto-vegetabil (also vegetarisch mit Milchprodukten, aber ohne Eier), mit geringem Verarbeitungsgrad.“ Vegetarier können sich freuen: Bereits vor 30 Jahren hatte die sogenannte „Prospektive Studie des Heidelberger Krebsforschungszentrums“ für 1 904 im Rahmen der Studie untersuchte vegetarisch lebende Personen ein geringeres Risiko an Herzkreislauf-Krankheiten oder bösartigen Tumoren ergeben. Die Studie hat bis heute nichts von ihrer Gültigkeit verloren und könnte auch für Mischköstler den Weg in die richtige Richtung aufzeigen: weniger Eiweiß aus Fleisch oder Fisch zu sich zu nehmen, dafür mehr aus Pflanzen. Das käme nicht zuletzt auch der Umwelt zugute, denn Fleisch, insbesondere Rindfleisch hat aufgrund des freigesetzten Methan ein hohes Treibhauspotenzial.
Foto: Monika Frei-Herrmann

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