Es braucht kein Geld, kein Vitamin B und keinen besonderen Background, um die Welt zu verändern. Eine Reise zu Menschen, die sich eine bessere Zukunft als Ziel gesetzt haben. Und was Sie von ihnen lernen können.

Eigentlich hatten Joanna Stefanska und Wolfgang Hafenmayer alles, was man sich in jungen Jahren wünschen kann: Ein Studium an einer der besten Universitäten Europas (der Universität in St. Gallen), eine erfolgreiche Karriere – Stefanska hatte einen verantwortungsvollen Job bei Microsoft Schweiz. Hafenmayer war als strategischer Berater bei Bain&Company, danach bei der deutschen Consileon tätig – aber dennoch verspürten die damals Dreißigjährigen die Sehnsucht, noch mehr aus ihrem Leben zu machen. Sie beschlossen, sich ein Jahr lang auszuklinken und für zwölf Monate alles hinter sich zu lassen, was ihr Leben bis dahin bestimmt hatte: Familie und Freunde, den Job, Wohnung und Auto. Ihr Plan war es, eine Weltreise zu machen, aber es sollte keine gewöhnliche Weltreise sein. Das auch schon in seinen Berufen in Sachen Nachhaltigkeit engagierte Paar wollte die Gelegenheit nutzen, Menschen zu treffen, die die Welt verändern und für unsere Zukunft einen positiven Beitrag leisten.

Am Ende dieser zwölf Monate hatten die beiden Weltreisenden reiche Beute in Sachen Begegnung gemacht: sie hatten mit mehr als 230 Menschen gesprochen und diese Begegnungen in schriftlicher Form festgehalten. In ihrem Buch „Die Zukunftsmacher“ ziehen sie das Fazit: Zukunftsmacher gibt es überall und in jedem Beruf. Egal, wie alt man ist oder welche Berufsausbildung und finanziellen Hintergrund man hat.

Vom Dschungelmädchen zur Abfallkönigin
Ein Beispiel dafür ist Albina Ruiz Rios, ehemals Dschungelmädchen, heute „Müllkönigin“ von Lima. Albina Ruiz wuchs im peruanischen Dschungel auf, zwischen wilden Flüssen und riesigen Bäumen, jenseits der Inka-Stätten in Richtung Amazonas. Albina verbrachte viel Zeit inmitten eines für uns kaum vorstellbaren Reichtums an farbenfrohen Pflanzen und einer artenreichen Tierwelt. Dennoch wollte sie Ingenieurin werden. Mit 18 Jahren zog Albina in die weit entfernte Hauptstadt, um dort zu studieren. Die Anfänge waren hart: Sie war die einzige Frau in ihrem Studienfach und fühlte sich von der großen, lärmenden Stadt abgestoßen. Auf den Straßen störten sie neben dem ohrenbetäubenden Lärm besonders die grässlichen, stinkenden Müllhaufen, die sich überall in den Armenvierteln türmten und die Gesundheit der Menschen angriffen. Sie fing an, wo immer sie konnte, den Müll wegzuräumen. Anfang der 1990er-Jahre begann Albina, sich mit dem Thema Müll auch wissenschaftlich auseinanderzusetzen. Sie gründete eine Studentenarbeitsgruppe und verbrachte Tage in den Bibliotheken. Noch mehr Tage verbrachte sie im Wagen der Müllabfuhr in den wohlhabenderen Bezirken Limas. So lernte sie die Problematik zu verstehen und entwickelte ein eigenes Abfallentsorgungssystem. Der Grundgedanke ist einfach: Die Einwohner des Armenviertels geben im Schnitt vier bis zehn Dollar für die Bekämpfung von hygienebedingten Krankheiten aus. Wenn sie diesen Betrag stattdessen in eine funktionierende Müllabfuhr investieren, vermeiden sie den Großteil der Krankheiten und tragen dazu bei, Miniunternehmen zu finanzieren, die sich um die Beseitigung, die Trennung und das Recyling kümmern. „Plastik, organische Abfälle, Karton – das alles bedeutet Geld“, so Albina. Ihr System hat mittlerweile in Lima rund 50.000 Arbeitsplätze geschaffen.

Dr. V: Die McDonaldisierung der Augenoperationen
Eine weitere Lichtgestalt in Sachen Zukunftsgestaltung ist Dr. Gonvindappa Venkataswamy, kurz Dr. V genannt. Bis zu seinem Tod im Herbst 2006 war der damals 88jährige beruflich aktiv und arbeitete in seiner Augenklinik, um seine Vision – unnötige Blindheit auf der Welt auszulöschen – ein Stück voranzubringen. Blindheit ist eine Krankheit, die auch heute noch das Leben von fast 50 Millionen Menschen weltweit zerstört. Dabei wären 80 Prozent aller Augenerkrankungen, die in einem Entwicklungsland wie Indien zur Blindheit führen, relativ leicht heilbar. Die Idee des studierten Augenarztes: die Operation des grauen Stars – der häufigsten Ursache für Blindheit – so zu perfektionieren, dass sie so sicher, einfach und günstig wird wie ein Burger bei McDonalds. 1976 begann Dr. V. das erste „Aravind“-Krankenhaus für Augenheilkunde zu bauen, obwohl er nicht genug Geld hatte und auch für die Banken nicht kreditwürdig war. Er belastete sein Haus mit einer Hypothek und schaffte es, die Klinik mit ihren ersten Einnahmen zu Ende zu bauen. Was 1976 mit elf Betten und einer großen Vision begann, ist inzwischen zum weltweit größten und produktivsten Massenoperationsbetrieb für den grauen Star geworden. Für rund 20 US-Dollar ist dort eine Operation des grauen Stars zu bekommen. „Wenn man einen positiven Beitrag für ein besseres Leben auf der Welt leisten möchte, finden sich immer Mittel und Wege, um dieses Ziel zu erreichen“, so die Autoren. Wohl wahr.

QC07L03

Link

www.ciudadsaludable.org

Link

www.ashoka.org/node/3718

Link

www.schwabfound.org