Philosophische Lektion in wirren Zeiten: Charles Sanders Peirce propagiert das Klären unserer Gedanken.

Charles S. Peirce (1839-1914) ist der Begründer der Philosophie des Pragmatismus, die sich auf die konkrete Lebenspraxis bezieht und die das Ziel hat, sich den Zusammenhang zwischen Denken und Handeln klarzumachen. „Die erste Lektion, die wir mit Recht von der Logik verlangen dürfen, ist die Lehre, wie wir unsere Gedanken klar machen können. Das ist eine sehr wichtige Lektion, die nur von Geistern geringgeschätzt wird, die sie nötig haben. Zu wissen, was wir denken, Herren zu sein unserer eigenen Meinung, das bildet ein solides Fundament für große und gewichtige Gedanken“. Aufgabe der Philosophie ist es, Klarheit über Methoden und Bedingungen der Erkenntnis zu verschaffen und den Zusammenhang von Wissenschaft, Geschichte, Leben und Handeln des Menschen zu verdeutlichen und auf diese Weise dazu beizutragen, dass die Menschen ihre Zukunft meistern können. Pragmatische Philosophie soll die Menschen dazu befähigen, ihr Bewusstsein auszubilden und zu entwickeln für die Bedingungen, ohne die Fortschritt, Wachstum und harmonisches Zusammenleben nicht mehr möglich sind. Hierbei kommt dem Prozess der Meinungsbildung, der auch das Reflektieren über die Methoden der Meinungserzeugung sowie der Meinungslenkung beinhaltet, eine zentrale Bedeutung zu. Es bedeutet, nicht alles, was als öffentliche Meinung vermittelt wird, zu glauben, sondern vielmehr zu hinterfragen. Das eigene Denken ist die Grundvoraussetzung dafür, um sich an die Umwelt anpassen, um in immer schwieriger werdenden Situationen überleben zu können. Dieses Denken wird durch bestimmte Gelegenheiten hervorgerufen, findet in bestimmten Situationen und Zusammenhängen statt, und bezieht sich immer auf den Lebenszusammenhang eines einzelnen Menschen. Man kann nicht für andere denken. Es hat einen bestimmten Zweck und dieser Zweck heißt: Fürwahrhalten. Aufgabe des Denkens ist es, jegliche Art von Gedanken (worunter auch der Glaube zählt) so zu produzieren, dass man sie für wahr halten kann. Die wichtigste Vokabel ist für Peirce das Wort „belief“. Die „ beliefs“ leiten Wünsche, sind Motiv für Handlungen und helfen, die Zweifel zu überwinden. Sie veranlassen zwar nicht unmittelbar zum Handeln, sondern bringen in einen Zustand, eine Gewissheit, wie man sich in einer bestimmten Weise verhalten wird, wenn die Gefahr eintritt. Man setzt sich also mit einer bestimmten Situation auseinander, die eintreten könnte. Diese spielt man in Gedanken immer wieder durch. Tritt die sie dann wirklich ein, ist man darauf vorbereitet und dafür gewappnet. Man wird nicht überrascht und kann entsprechend reagieren. Man handelt eben pragmatisch. Dies gilt sowohl im Kleinen als auch im Großen, sowohl für den Einzelnen als auch für die große Politik. Von Helga Ranis.