Jod spielt nicht nur für die Funktion der Schilddrüse eine wichtige Rolle – Studien belegen, dass das Spurenelement auch bei chronischer Erschöpfung, Konzentrationsstörungen oder in der Prophylaxe von Brustkrebs Erstaunliches leisten kann. Jetzt bilden sich in Ländern wie den USA oder Deutschland Netzwerke, die es sich auf die Fahne geschrieben haben, die Erkenntnisse rund um das Jahrtausende alte Heilmittel zu verbreiten.

Als Lynne Farrow die Diagnose „Brustkrebs“ erhielt, war sie zunächst zutiefst frustriert. Als Collegeprofessorin war sie es gewöhnt, Therapien zu hinterfragen und die Auskünfte, die sie über die ihr vorgeschlagenen Standard-Therapien erhielt, stimmten sie nicht gerade optimistisch. Auf einer Veranstaltung kam sie zufällig mit der Ärztin Dr. Sherri Tenpenny ins Gespräch, die sie auf den Zusammenhang zwischen Jod und Brustkrebs hinwies. Rückblickend war diese Begegnung für Lynne Farrow der Wendepunkt ihres Lebens und sie begann, in detektivischer Kleinarbeit alle Erkenntnisse in Sachen Jod zusammen zu tragen. Nachdem sie die Forschungsarbeiten der letzten 50 Jahre ausgewertet und sich mit Jodforschern auf der ganzen Welt ausgetauscht hatte, kam sie zu der Erkenntnis: im Rahmen der Prävention und Therapie von Erkrankungen darf ein gestörter Jodstoffwechsel nicht außer Acht gelassen werden. Auch stieß sie während ihrer Recherchen auf Material, das belegt, dass sich einige Brustkrebsarten aufgrund von Jodmangel entwickeln. Mittlerweile engagiert sich Lynne Farrow als Direktorin von Breast Cancer Choices. Diese gemeinnützige Organisation hat sich der Aufgabe verschrieben, wissenschaftliche Belege zu alternativen Brustkrebsbehandlungen zu untersuchen und zu dokumentieren. Von der Behandlung der Schilddrüse bis zur Therapie von Mastopathie (Knoten-, Zysten- und Narbenbildung im Brustgewebe), von der Unfruchtbarkeit über Wechseljahrsbeschwerden bis hin zu chronischer  Erschöpfung oder Kognitionsstörungen reichen die Einsatzbereiche, in denen Jod nach Erkenntnis des deutschen Autorenpaars Kyra Hoffmann und Sascha Kaufmann Erstaunliches leisten kann. Doch noch immer sind viele Menschen in Deutschland in Sachen Jod unterversorgt. Laut eines Berichts der Ärzte-Zeitung leidet ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland unter Jod-Mangel. Eine von der Bundesregierung in Auftrag gegebene Umfrage hat ergeben, dass der Mittelwert der Jodzufuhr bei erwachsenen Männern und Frauen deutlich unter der Empfehlung von 180 bis 200 Mikrogramm pro Tag liegt. „Ohne die Verwendung von jodiertem Speisesalz liegen 96 Prozent der Männer und 97 Prozent der Frauen unter der Empfehlung für die Jodzufuhr“, so ist in der Verzehrsstudie II nachzulesen. Noch mehr: Die Autoren und Heilpraktiker Hoffmann und Kaufmann kritisieren die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) formulierte Zufuhrempfehlung für Jod aus mehreren Gründen. In ihrem Buch „Jod – Schlüssel zur Gesundheit“ bemängeln sie, dass die Einschätzung der Jodversorgung lediglich am Bedarf der Schilddrüse ausgerichtet ist. Doch jede der 70 Billionen Zellen des menschlichen Körpers benötigt Jod. Und die Schilddrüse ist nur zu etwa 30 Prozent am körpereigenen Gesamtbedarf beteiligt.

Lebensstil beeinflusst Jod-Bedarf

Dazu kommt: Individuelle Lebenseinflüsse und Umweltfaktoren können sich ebenfalls auf den Jodhaushalt auswirken. So haben Raucher oder Menschen, die bestimmte Medikamente einnehmen müssen, einen deutlich höheren Bedarf. Auch eine Schwangerschaft wirkt sich auf den Jodbedarf des Körpers aus, so dass die DGE und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Schwangere eine erhöhte Zufuhr von 230 Mikrogramm und für Stillende 260 Mikrogramm täglich empfehlen. Wie die Wissenschaft mittlerweile weiß, kann ein Jodmangel nicht nur bei der Mutter zu einer gestörten Schilddrüsenfunktion führen, sondern auch den heranwachsenden Organismus negativ beeinflussen. Die Auswirkungen reichen von geringerer Körpergröße bis hin zu Hirnschädigungen.

Natürlichem Jod ist der Vorzug zu geben

Über das Essen ist es gar nicht so einfach, seinen Mindestbedarf von 200 Mikrogramm Jod pro Tag zu decken. Deshalb empfehlen die Autoren Hoffmann/Kaufmann, die Ernährung „bewusst jodreicher zu gestalten“. Sie schreiben:„Die Japaner machen es uns vor. Die traditionelle japanische Küche ist durch ihren hohen Anteil an Fisch- und Algengerichten so jodreich, dass Japaner im Durchschnitt statt unserer 70 Mikrogramm pro Tag zwischen 1 und 13 Milligramm verzehren. Interessanterweise haben Japaner die höchste Lebenserwartung in der Welt bei gleichzeitig sehr niedrigen Krebserkrankungsraten.“ Zu den wichtigsten Jodlieferanten (mehr als 100 Mikrogramm pro 100 Gramm) zählen Kabeljau, Scholle, Krabben, Seelachs, Shrimps, Hummer, Jakobsmuscheln, Meeresalgen, Miesmuscheln und Wildlachs. Eine andere Möglichkeit, den Jodbedarf auf natürliche Weise zu decken, ist das Trinken von jodhaltigem Mineralwasser. Inzwischen bestätigt sich, dass natürliches Jod besser wirkt als synthetisches Kaliumjodid, mit dem Speisesalz und Lebensmittel angereichert werden. In einer Studie, durchgeführt mit gesunden Frauen an der Glasgow-Universität in Großbritannien, wurde Jod aus Meeresalgen mit Kaliumjodid verglichen. Kaliumjodid wurde vom Körper sehr schnell aufgenommen und wieder ausgeschieden, während Jod aus Meeresalgen langsamer resorbiert wurde und im Körper wesentlich länger zur Verfügung stand. „Mit Jod und seinen positiven Wirkungen auf den Menschen stehen wir hoffentlich auch am Anfang einer Revolution“, so wünschen sich die Autoren Hoffmann/Kaufmann angesichts der aktiven Patientenorganisationen in den USA, die bereits dem Vitamin D als unentbehrlichen Vitalstoff den Weg ins öffentliche Bewusstsein gebahnt haben. „Wir glauben, dass die Zeit reif ist, diesem wichtigen Nährstoff einen angemessenen Platz in der Diagnostik, Prävention und Therapie von Erkrankungen einzuräumen.“

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