Entschleunigung und Herausforderung in der Abgeschiedenheit der Natur. Von Martina Guthmann

Seit jeher mussten sich abgeschiedene Berg-Dörfer auf ihre eigenen Ressourcen besinnen. Auch heute noch bedarf es mehr Zeit, um diese Orte zu erreichen. Um ein Vielfaches entlohnt wird man dafür mit gewachsenen Gemeinschaften in weitgehend unberührter Landschaft. Um diese unverfälschten alpinen Landschaften und Strukturen zu wahren, engagieren sich die Alpenvereine Österreichs, Deutschlands, Italiens und Sloweniens in der Zertifizierung und Förderung von „Bergsteigerdörfern“. Als solche dürfen sich diejenigen kleinen Gemeinden im Alpenraum nennen, die ihre Entwicklung ganz auf sanften Tourismus ausgelegt haben. Das wertvollste Kapital dieser Orte ist, dass ihre Bewohner die Bergwelt in ihrer Rauheit respektieren und in ihrer Verletzlichkeit beschützen. Im Sinne der Alpenkonvention wird man dort weder Beschneiungsanlagen noch Funparks finden. Dafür locken je nach Witterung stille Wander- oder Schneeschuh-Wander-Wege, herausfordernde Klettersteige oder anspruchsvolle Ski-Touren. Zum Konzept der Bergsteigerdörfer gehört auch, dass sie alle für ihre Gäste mit Bergsteiger-Bussen erreichbar sind. Dies eröffnet umgekehrt auch für die einheimische Bevölkerung eine bessere Anbindung an die nächstgelegenen Ballungsräume. Schulbesuch und Arbeit in größeren Gemeinden oder Städten außerhalb der Bergsteigerdörfer lässt sich so mit dem Erhalt von intakten dörflichen Gemeinschaften vereinbaren. Im öffentlichem Bus können sich schon die ersten Kontakte zu den Einheimischen anbahnen, so dass das Ankommen leicht fällt. Im dörflichen Rahmen lassen sich auf kleinstem Raum lokales Handwerk und kulinarische Leckerbissen entdecken und – vom Herz der Karawanken über das abgeschiedene Lesachtal bis nach Matsch, dem Klein-Tibet der Ötztaler Alpen – eine Fülle entschleunigender und herausfordernder Naturerlebnisse genießen.

www.bergsteigerdoerfer.at

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Quelle Foto: Wolfgang Ehn